Sarah Jäger legt Wert auf Sprache und will nicht nur Jugendliche begeistern
Christine Schröder und Traute Hahn empfingen Sarah Jäger (Mitte) in ihrem früheren Heimatort Wewer während einer Lesereise durch Deutschland. Die erfolgreiche Autorin genoss den Abend mit vielen bekannten Gesichtern im Pfarrheim. Sowohl ihr Debütroman, als auch ihr aktuelles Jugendbuch werden hoch gelobt und für preiswürdig befunden.
Den Fußbodenbelag im Pfarrheim erkennt Sarah Jäger gleich wieder. Der große Raum weckt bei der früheren Weweranerin Erinnerungen an Karnevalsfeiern aus ihrer Kindergartenzeit: Als jemand auf den Schwanz ihres Katzenkostüms getreten sei, habe sie „aua“ gesagt, offenbart die ehemalige Theaterpädagogin amüsiert ihr frühes dramatisches Talent.
Jahrzehnte später ist sie nun als erfolgreiche Autorin ins Pfarrheim zurückgekehrt, um ihr zweites Jugendbuch vorzustellen. Traute Hahn, Co-Leiterin der Bücherei Wewer, freut sich, dass die seit eineinhalb Jahren geplante, aber durch Corona ausgebremste Veranstaltung endlich über die Bühne gehen kann. Ihr gelingt es aufgrund guter privater Kontakte, die für den Jugendliteraturpreis 2022 nominierte und inzwischen im Ruhrgebiet beheimatete jetzige Buchhändlerin in die alte Heimat zu locken. Zwischen zwei Lesungen in Frankfurt und Kiel findet sich ein Termin für Wewer.
Mit so vielen bekannten Gesichtern im Publikum sei das etwas anderes als eine Lesung in einer fremden Stadt, findet Sarah Jäger, bevor sie ebenso unbekümmert wie professionell die Hauptakteure ihres Buches „Die Nacht so groß wie wir“ lebendig werden lässt. Fünf junge Leute begreifen darin das Ende ihrer Schulzeit am Tag der Abiturverleihung als Wendepunkt und Absprung ins Erwachsenenleben. In dieser Nacht beschließen sie, sich ihren persönlichen „Ungeheuern“ zu stellen und Dinge zu tun, die sie bisher nicht gewagt haben.
Die Autorin erzählt multiperspektivisch, verdichtet auf einen kurzen Zeitraum und „besondere Orte“. Sie versuche, weder Jugendsprache zu imitieren noch aus Erwachsenensicht die Welt zu erklären. „Ich lege viel Wert auf Sprache“, erklärt Jäger ihren Anspruch. „Warum soll alles leichtgängig sein?“ Sie vermisst die „Durchlässigkeit“ zwischen den Bereichen Jugendbuch und Erwachsenenliteratur. Super finde sie die Werke des Schriftstellers Klaus Kordon, dem es gelingt, Leser aller Altergruppen zu begeistern.
Als Buchhändlerin weiß Sarah Jäger genau, dass Literatur für die Zielgruppe „ab 14“ am schwersten zu verkaufen sei - auch weil Eltern und Großeltern dieser Altersgruppe kaum noch Buchgeschenke machten. Das Genre Coming-of-Age könne man anders vermarkten. Trotz aller Preise und Auszeichnungen verkaufe sich Jugendliteratur heute nur gut, wenn sie zur Schullektüre werde und Begleitmaterialien für Lehrer erhältlich seien. Ihrem viel gelobtem Debütroman „Nach vorn, nach Süden“ ist dieses Kunststück bereits gelungen. Er erfährt demnächst sogar als Theaterinszenierung seine Uraufführung.
Ein weiteres Jugendbuch ist auch schon fertig und kommt im Herbst in die Buchhandlungen. Alle drei Jugendbücher seien vereint durch „verschiedene Aspekte von Freundschaft, Dazugehören und Abgrenzung“. Nun gönnt sich erfolgreiche Autorin eine Pause vom Schreiben und genießt auf Lesereisen den Kontakt zu ihrem jungen Publikum. Der Sparte Jugendliteratur will sie treu bleiben, demnächst zur Abwechslung vielleicht mit „etwas Historischem“ - ihr Vorbild Klaus Kordon lässt grüßen.
(Anja Meyer)